Wissenswertes zu Prüfgewichten für Waagen
Hochauflösende Laborwaage, robuste Industriewaage oder Fahrzeugwaage für Schwertransporter – für jeden Bedarf gibt es die passende Messtechnik. Im Aufbau und Messprinzip unterscheiden sich die verschiedenen Waagen zum Teil erheblich, aber in jedem Falle sorgen Prüfgewichte für Waagen dafür, dass Sie sich auf das angezeigte Messergebnis verlassen können. Bei der Auswahl und beim Umgang mit Prüfgewichten gibt es einige wichtige Dinge und Vorgaben zu beachten.
Yolanda von Klier
02.12.2019
Was sind Prüfgewichte?
Als Prüfgewichte werden speziell gefertigte Gewichtsstücke bezeichnet, die überwiegend zum Überprüfen und sicherstellen der Messgenauigkeit elektronischer Waagen in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Ein Prüfgewicht ist das Normal, mit dem der Wert, den eine Waage anzeigt, verglichen wird. Fallen Abweichungen zwischen dem eigentlichen Gewicht und der Zahl auf der Waage auf, muss diese neu justiert oder repariert werden.
Es gibt passende Prüfgewichte für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete, Messbereiche und Genauigkeitsklassen. Viele Hersteller bieten daher Prüfgewichte für Waagen als Satz an. Es gibt aber auch einzelne Prüfgewichte aus unterschiedlichen Werkstoffen und in mehreren Bauformen.
Prüfgewichte für Waagen beim Kalibrieren und Justieren
Justieren und Kalibrieren sind Verfahren der Messtechnik, mit denen die Genauigkeit von Waagen oder anderen Messmitteln nachgestellt bzw. überprüft wird. Wichtig: Die Begriffe Justierung und Kalibrierung sollten nie verwechselt werden!
Beim Kalibrieren einer Waage wird mit dem Prüfgewicht die Abweichung des angezeigten Messwertes überprüft. Diese Überprüfung erfolgt mehrfach, um unter bestimmten Umgebungsbedingungen einen reproduzierbaren Wert zu ermitteln. Ein Eingriff in das Gerät erfolgt nicht, die Waage bleibt beim Kalibrieren unverändert. Die Abweichung zwischen dem bekannten Wert der Kalibriergewichte für Waagen und dem angezeigten Messwert wird dokumentiert, um ihn bei jeder folgenden Messung zu berücksichtigen. Dieses Dokument wird als Kalibrierschein oder Kalibrierzertifikat bezeichnet. Die Kalibrierung von Waagen sollte ausschließlich von entsprechend qualifizierten Personen vorgenommen werden. Die meisten Nutzer von Waagen aus dem Bereich der Forschung oder Wirtschaft nutzen den Service spezieller Einrichtungen oder Labors, um ihre Messtechnik regelmäßig fachgerecht kalibrieren zu lassen und eine hohe Messgenauigkeit zu gewährleisten.
Beim Justieren erfolgt im Unterschied zum Kalibrieren ein Eingriff in die Waage. Das Justieren einer Waage ist beispielsweise nach einem Transport oder einer mechanischen Einwirkung auf das empfindliche Messgerät erforderlich. Wie beim Kalibrieren wird das Prüfgewicht genutzt, um für die Waage eine Abweichung festzustellen. Nun wird die Waage so eingestellt, dass sie nach dem Justieren den Nennwert des Prüfgewichtes anzeigt. In modernen Waagen sind häufig interne Prüfgewichte enthalten, die eine automatische Justierung der Waage ermöglichen. Nur ein Prüfgewicht ist dabei nicht genug. Um sicherzustellen, dass die Waage über das gesamte Spektrum des Messbereichs zuverlässig misst, gibt es die Prüfgewichte für Waagen in verschiedenen Gewichten. Für jedes Prüfgewicht sollte einzeln gemessen werden, um sicherzustellen. dass die Waage über den gesamten Verlauf genau die Werte anzeigt, die sie anzeigen soll.
Hier ein kleines Beispiel zur besseren Verdeutlichung:
In pharmazeutischen Labors müssen Medikamente in exakten Dosierungen hergestellt werden. Hier wird regelmäßig die Kalibrierung via Prüfgewicht verwendet, um die Genauigkeit von Analysewaagen sicherzustellen, die für die Messungen verwendet werden. Wenn das Prüfgewicht auf die Waage gelegt wird und die Anzeige nicht das erwartete Gewicht anzeigt, müssen die Messungen überarbeitet werden. Dies stellt sicher, dass die Qualität und Sicherheit der hergestellten Medikamente gewährleistet ist.
Im umgangssprachlichen Gebrauch wird gelegentlich statt Kalibrierung von Eichung einer Waage gesprochen. Die Eichung einer Waage ist jedoch eine hoheitliche Aufgabe und kann ausschließlich von einer zuständigen Behörde vorgenommen werden. Bei der Eichung – die fristgemäß wiederholt werden muss – wird festgestellt, ob die Waage (beziehungsweise ein anderes Messmittel) mit der nationalen Norm konform ist. Beispielsweise dürfen beim Abwiegen von Waren, die vom Handel an Endverbraucher verkauft werden, ausschließlich eichfähige Waagen zum Einsatz kommen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Verbraucher exakt die Menge einer Ware erhält und bezahlt, die auf der Verpackung angegeben ist. Auch hier wird ein Prüfgewicht-Satz zur Kontrolle der Messwerte verwendet.
Die Genauigkeitsklassen von Prüfgewichten
Prüfgewichte werden entsprechend der internationalen OIML Richtlinie R 111 in verschiedene Genauigkeitsklassen unterteilt. Hinter dem Kürzel OIML steht die internationale Organisation für das gesetzliche Messwesen. Diese 1955 in Paris gegründete Organisation gibt unter anderem Empfehlungen für den Bereich der Wägetechnik heraus. Diese Vorgaben werden von den meisten nationalen Einrichtungen bei der Erarbeitung der für die einzelnen Länder geltenden Normen berücksichtigt. Gemäß Richtlinie R 111 werden Prüfgewichte für Waagen in die Genauigkeitsklassen E1 bis M3 gegliedert, wobei E1 der höchsten Genauigkeitsklasse entspricht. M3 kennzeichnet Kalibriergewichte für Waagen mit der niedrigsten Genauigkeit.
Hier sehen Sie, wie genau die einzelnen Klassen aufgebaut sind und wo die jeweiligen Prüfgewichte zum Einsatz kommen:
E1 und E2: Diese Genauigkeitsklassen gelten für Präzisions-Prüfgewichte, die in hochpräzisen Anwendungen wie Labors und Kalibrierungslabors verwendet werden. E1-Prüfgewichte bieten die höchste Genauigkeit und sollten immer mit einem DAkkS-Kalibrierschein genutzt werden, d.h. die Kalibrierung muss von einem speziell akkreditierten Kalibrierlabor vorgenommen werden. E2-Prüfgewichte hingegen sind immer noch sehr präzise, aber leicht weniger genau als E1-Prüfgewichte. Sie können daher gut für hochauflösende Analysenwaagen benutzt werden.
F1 und F2: Diese Klassen werden oft für kommerzielle Anwendungen wie Präzisionswaagen verwendet, in denen hohe Genauigkeit erforderlich ist, aber nicht die extremen Präzisionsanforderungen von Labors erfüllt werden müssen.
M1, M2 und M3: Diese Genauigkeitsklassen werden für weniger genaue Industriewaagen und andere nicht eichpflichtige Anwendungen verwendet.
Zulässige Fehlergrenzen
Die zulässige Fehlergrenze bei Prüfgewichten gibt an, wie viel Abweichung von der tatsächlichen Masse eines Prüfgewichts akzeptabel ist, während es für die Kalibrierung von Waagen verwendet wird. In der OIML Richtlinie R 111 sind ebenfalls für jede Genauigkeitsklasse die zulässigen Fehlergrenzen angegeben. Falls die Prüfgewichte für Waagen keinen DAkkS-Kalibrierschein haben, wird diese Toleranz mit der Messunsicherheit des Prüfgewichts gleichgesetzt. Nehmen wir als Beispiel ein Prüfgewicht von 1 g. Daran lässt sich verdeutlichen, wie sich die Fertigungstoleranzen von der Genauigkeitsklasse E1 bis M3 verändern. Bei einem 1 g‑Prüfgewicht der Genauigkeitsklasse E1 liegt die Fehlergrenze bei ± 0,010 mg. Das sind 0,00001 g. Bei der Klasse F1 beträgt die Toleranz ± 0,10 mg und bei der Genauigkeitsklasse M3 liegt die Fehlergrenze bei ± 10 mg.
Pflege der Prüfgewichte
Es ist einleuchtend, dass es aufwändig und kostspielig ist, ein Prüfgewicht bzw. einen ganzen Satz Prüfgewichte für Waagen aus hochwertigen Materialien mit hoher Präzision herzustellen. Ob Sie sich ein einzelnes Kalibriergewicht oder einen Gewichtssatz anschaffen – in jedem Falle sollten Sie die wertvollen Prüfgewichte für Ihre Waagen sehr sorgsam behandeln. Daher ist die richtige Pflege von Prüfgewichten entscheidend, um ihre Genauigkeit und Langlebigkeit zu gewährleisten, was wiederum zu zuverlässigen Messungen beiträgt.
Hier sind einige wichtige Aspekte der Pflege von Prüfgewichten:
Sauberkeit: Prüfgewichte sollten stets sauber gehalten werden, um Verunreinigungen zu vermeiden. Schmutz, Fett oder Chemikalien können die Oberfläche der Gewichte beeinträchtigen und die Genauigkeit beeinflussen. Daher dürfen Sie die Prüfgewichte NIE mit bloßen Händen berühren. Kleine Prüfgewichte werden mit der Pinzette entnommen und aufgelegt. Bei größeren Prüfgewichten schützen spezielle Handschuhe, die ausschließlich für diesen Zweck verwendet werden, die Oberfläche der Gewichtsstücke. Sollte eine Reinigung der Prüfgewichte erforderlich sein, kommen weiche Pinsel zum Einsatz, um den Staub zu entfernen.
Schutz vor Beschädigungen: Prüfgewichte sollten sorgfältig behandelt und vor Stößen oder Herunterfallen geschützt werden. Selbst kleine Beschädigungen an der Oberfläche können die Genauigkeit beeinträchtigen. Verstauen Sie die Prüfgewichte für Waagen daher nach dem Gebrauch immer im Etui, gepolsterten Koffer oder in der vom Hersteller mitgelieferten Einzelverpackung.
Regelmäßige Kalibrierung: Wie Waagen müssen auch Prüfgewichte regelmäßig kalibriert werden, um sicherzustellen, dass sie ihre Genauigkeit beibehalten. Dies kann durch eine geeignete Kalibrierungsstelle oder Labor durchgeführt werden.
Umgebungseinflüsse: Vermeiden Sie extreme Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit in der Nähe von Prüfgewichten. Diese Faktoren können die Genauigkeit beeinträchtigen. Idealerweise sollten Prüfgewichte in einer klimatisierten Umgebung aufbewahrt werden.
Verwendungszweck beachten: Stellen Sie sicher, dass die Prüfgewichte nur für ihren vorgesehenen Zweck verwendet werden. Verwenden Sie beispielsweise keine Prüfgewichte für Handelswaagen in wissenschaftlichen Labors, da sie möglicherweise nicht den erforderlichen Genauigkeitsstandards entsprechen.
Durch die sorgfältige Pflege und Wartung von Prüfgewichten können Sie sicherstellen, dass sie genaue Messungen liefern und über lange Zeiträume hinweg zuverlässig bleiben. Dies ist besonders wichtig, wenn Prüfgewichte für Anwendungen eingesetzt werden, bei denen höchste Genauigkeit erforderlich ist, wie in Laboren, der pharmazeutischen Industrie oder in Qualitätskontrollprozessen.
Headerbild: © Shutterstock/ Andrei Mayatnik
Prüfgewichte für Waagen: Häufig gestellte Fragen
Wie viel Gewichte hat ein Gewichtssatz?
Ein Prüfgewicht dient der Prüfung und Justierung von Waagen und Messinstrumenten. Ein Prüfgewichtssatz, der mehrere Prüfgewichte enthält, besteht in der Regel aus verschiedenen Gewichtseinheiten, die vom Milligramm-Bereich bis zu Kilogramm-Gewichten reichen. Die genaue Anzahl der Prüfgewichte kann dabei je nach Hersteller und Art des Prüfgewichtssatzes variieren.
Wo kann man Prüfgewichte kaufen?
Beim Kauf von Prüfgewichten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine gute Anlaufstelle sind spezialisierte Fachgeschäfte für Mess- und Prüftechnik. Hier können Sie nicht nur Eichgewichte kaufen, sondern auch kompetente Beratung in Anspruch nehmen. Es gibt auch spezialisierte Online-Shops, die eine Vielzahl von Gewichten, von Mikrogramm bis Kilogramm anbieten. Ein weiterer Weg ist der Kauf direkt beim Hersteller. Viele Hersteller von Prüfgewichten haben ihren eigenen Verkauf oder sind Partner von Vertriebsnetzwerken. Der Vorteil hierbei ist, dass das Prüfgewicht direkt vom Hersteller kalibriert und zertifiziert wurde. Unabhängig davon, wo Sie ein Prüfgewicht kaufen, sollten Sie das Gewicht regelmäßig nachkalibrieren lassen, um eine hohe Messgenauigkeit zu gewährleisten.
Welches Prüfgewicht für welche Waage?
Beachten Sie unbedingt die Genauigkeitsklasse für Ihr Prüfgewicht bzw. Ihren Satz an Prüfgewichten. Es gibt verschiedene Klassen, die jeweils niedrigere (M1‑3) bis höchste Genauigkeit (P1‑2) bieten. Eine Präzisionswaage erfordert beispielsweise ein höherklassiges Prüfgewicht als eine einfache Küchenwaage. In jedem Fall ist es ratsam, vor allem bei häufiger Nutzung regelmäßig zu prüfen, ob Ihr Prüfgewicht noch korrekt ist. Dies kann durch den Vergleich mit einem Referenzgewicht oder durch den Gebrauch von einem Kalibrierdienst erfolgen.