Radlast im Motorsport richtig vermessen
Yolanda von Klier
12.03.2018
Das Einstellen der Radlast ist für Fahrzeuge im Motorsport ein absolutes Muss und bei Straßenfahrzeugen, die mit sportlichem Fahrverhalten überzeugen sollen, mindestens empfehlenswert. Die präzise Geradeausfahrt und ein ansprechendes Einlenk- und Bremsverhalten erreichen Sie nur durch exakt eingestellte Radlasten. Amateurfahrer, die ihre Sportwagen nicht gerne in fremde Hände geben, können sich mit mobilen Radlastwaagen ihr Fahrwerk selbst einstellen.
Ein Hoch auf Fahrwerks- und Wägetechnik: Motorsport profitiert von präzisen Messungen
Das Fahrverhalten und die Straßenlage von Sport- oder Rennwagen sowie Verhalten und Lebensdauer der Reifen hängen wesentlich davon ab, ob an den Rädern die richtigen Radstellungen getroffen wurden. Einstellbare Faktoren wie Vorspur, Sturz und Nachlauf haben Einfluss auf die jeweilige Radlastverteilung und natürlich auf das Fahrverhalten. Nach „Feindberührungen“ oder der leichten Kollision mit anderen Hindernissen wird nicht umsonst meist die Achsgeometrie geprüft, um festzustellen, ob sich etwas verstellt hat. Neben dem Sicherheitsaspekt kann eine solche Veränderung nämlich auch das Fahrverhalten wesentlich beeinflussen. Für einen leidenschaftlichen Motorsportler ist das natürlich subtil bemerkbar – gibt der Fahrer also an, dass die Geometrie geprüft werden sollte, wird dies in vielen Fällen von der Technik auch bestätigt. Ohnehin sollten Sie aus Gründen der Sicherheit nach jeder Kollision oder einem heftigen Ausritt eine Achsvermessung am Fahrzeug vornehmen, um das Fahrwerk wieder in einen optimalen, wettbewerbsfähigen Zustand zu versetzen. Vor allem Straßenfahrzeuge sind für die hohen Belastungen einer Rennstrecke (und deren Auslaufzonen) in der Regel nicht ausgelegt – selbst viele Sportwagen nicht, die gerne als “Track Toys” verwendet werden.
Radlast: Motorsport liefert Beispiele für praktische Auswirkungen der Gewichtsverteilung
Vor allem im Motorsport, wo ein präzises Fahrverhalten unerlässlich ist, wirkt sich eine Fehlstellung beim Fahren negativ aus. Eine weitere Nebenerscheinung ist die mögliche verstärkte Reifenabnutzung. Schon das kleinste veränderte Verschleißbild, zum Beispiel die Abnutzung an den Außen- oder Innenseiten des Reifens, kann darauf hindeuten, dass sich die Radstellung verändert hat. Eine weitere Folge veränderter Geometrie sind durch zu hohe punktuelle Belastung hervorgerufene zu hohe Reifentemperaturen, die Gripverlust, höhere Reifentemperaturen und damit weiteren erhöhten Verschleiß verursachen. Das Fahrverhalten und somit die Rundenzeiten verschlechtern sich.
Sobald die Achsvermessung abgeschlossen ist, müssen die zuvor ermittelten Fehler korrigiert werden. Die mobile Radlastwaage ist dabei ein unerlässliches Hilfsmittel.
Tipp: Wenn Sie grundsätzliche Arbeiten am Fahrwerk durchführen, sollten Sie im Vorfeld und auch nach der Prozedur immer die richtige Position der Räder überprüfen.
Wägetechnik im Motorsport: geeichte Messtechniken mit präziser Software
Die Funktionen von Fahrzeugwaagen sind vielfältig und eignen sich sehr gut für eine Darstellung der Nutzung von Wägetechnik im Motorsport. Die korrekte Ermittlung der Radlast, der jeweiligen Achslasten und des Fahrzeuggesamtgewichts stehen dabei eindeutig im Vordergrund. Die Waagen sind zu diesem Zweck mit einer präzisen Software ausgerüstet. Sie ermöglichen das Erzielen einer optimalen Radlastverteilung und sind in der Lage, durch die Berechnung der Gewichtsverteilung den Fahrzeugschwerpunkt zu bestimmen. Darüber hinaus sind die Fahrzeugwaagen natürlich notwendig, um ein insgesamt möglichst niedriges Fahrzeuggewicht zu erreichen, denn vor allem im professionellen Rennsport bringt jedes gesparte Kilogramm Veränderungen im Fahrverhalten, der Performance und damit letztendlich der Rundenzeit.
Mobile Fahrzeugwaagen wie Radlastwaagen haben den Vorteil, dass sie sowohl in der Werkstatt oder im Workshop als auch an der Rennstrecke und überall dort einsetzbar sind, wo es einen horizontalen und festen Untergrund gibt. Sie sind handlich, mobil, leicht zu bedienen und können bei Bedarf mit optionalen Zusatzmodulen ausgerüstet werden. So ist eine Ausstattung mit auffahrfreundlichen Rampen oder mit Höhenausgleichsmodulen verfügbar. Das Gleiche gilt für eine speziell für den Motorsport konzipierte Funkdatenübertragung mit Datenspeicherung und individueller Applikations-Software.
Wägetechnik im Motorsport ist vielseitig einsetzbar
Die Nutzung moderner Wägetechnik im Motorsport ist wie das Salz in der Küche – unverzichtbar.
Die Radlastwaagen können für verschiedene Fahrzeuge und Fahrzeugtypen verwendet werden. Dabei sind sie unabhängig vom Radstand oder der Breite des Fahrzeugs, denn bei Bedarf können die Radlastwaagen verschoben werden. Außerdem ist sowohl eine funk- als auch eine kabelgebundene Arbeitsweise möglich. Sämtliche Messwerte bezüglich Radlast, Achslast und Gewichtsverteilung werden von den Waagen präzise angezeigt und vollständig dokumentiert. So können sie zu einem späteren Zeitpunkt jederzeit wieder abgerufen werden.
Radlastwaagen mit ihren hochauflösenden Messzellen zeichnen sich beim Einsatz im Motorsport vor allem durch ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten und ihre robuste Bauweise aus. Der Vorteil dieser Technik ist, dass sie für zahlreiche Fahrzeugtypen und an vielen Orten einsetzbar ist. Selbst widrige Umgebungsbedingungen sind kein Hindernis für eine korrekte Messung und Gewichtsermittlung kleiner oder großer Fahrzeuge für den Motorsport. Die Waagen genügen auch höchsten Anforderungen und sind zudem mobil und flexibel einsetzbar.
Wer nutzt die Wägetechnik im Motorsport?
Neben den Teams nutzt auch das Personal der technischen Abnahme (Fachbegriff aus dem Englischen: Scrutineering) die Radlastwaagen. In vielen Serien des professionellen Motorsports ist ein System aus Radlastwaagen sogar in der Boxengasse aufgebaut. Fahrzeuge können während der Trainingssitzungen damit gezielt herausgezogen und einer stichprobenartigen Prüfung unterzogen werden – zum Beispiel, um festzustellen, ob das Mindestgewicht (in der Regel Fahrzeug & Fahrer) eingehalten wurde. Dank der schnellen Technik auch neben der Rennstrecke ergibt sich hier meist bereits in wenigen Sekunden ein aussagekräftiges Ergebnis, sodass der weitere Ablauf der Session für das Fahrzeug nicht gefährdet ist.
Außerdem wird die Wägetechnik im Motorsport nach dem Rennen verwendet, um Fahrzeuge auf Legalität zu prüfen. So gibt es aus Gründen der Sicherheit und der Chancengleichheit für viele Komponenten Mindestgewichte, neben dem Gesamtgewicht des Fahrzeugs spielen auch die Gewichte einzelner Fahrzeugteile eine Rolle bei der Messung. Neben den Radlastwaagen werden zu diesem Zweck Industriewaagen, darunter etwa Tischwaagen, für die präzise Gewichtsbestimmung genutzt. Dabei wird in der Regel grammgenau gemessen, sodass auch kleine Abweichungen vom Mindestgewicht zuverlässig erkannt werden. Ist das Gesamtfahrzeug untergewichtig oder unterschreitet ein Teil die Gewichtsgrenze, hat dies in vielen Fällen den Ausschluss von den Rennergebnissen zur Folge. Ausnahmen gibt es lediglich, wenn Teile fehlen oder beschädigt wurden, was besonders im Rallyesport, aber auch bei kontaktfreudigen Tourenwagenserien der Fall sein kann. In Extremfällen, wenn etwa ein begründeter Verdacht auf Betrugsabsicht vorliegt, können die Wägeergebnisse sogar sportrechtliche Relevanz haben.
Wägetechnik im Motorsport: So werden Radlast und Achslast gemessen
Um ein perfektes Fahrverhalten zu erzielen, ist die richtige Positionierung des Schwerpunktes wichtig. Sie ist unter anderem für das Nickverhalten des Fahrzeuges von Bedeutung, da beim Beschleunigen die Trägheitskraft im Schwerpunkt wirkt und die Antriebskraft auf der Straße. Je weniger sich das Fahrzeug beim Beschleunigen aus den vorderen Federn hebt, desto besser ist seine Traktion (insbesondere beim Frontantrieb). Beim Bremsverhalten gilt umgekehrt das Gleiche: Je horizontaler das Fahrzeug dabei bleibt, desto effektiver ist seine Bremsleistung und stabiler sein Fahrverhalten. Gleiches gilt für die Seitenneigung (Rollverhalten) des Fahrzeuges beim Durchfahren von Kurven. Je niedriger und besser platziert der Schwerpunkt ist, desto geringer wird die Seitenneigung und umso besser das Fahrverhalten sein. Zur Ermittlung des Schwerpunktes muss jedes Rad des zu wiegenden Fahrzeugs auf einer eigenen Wägeplattform stehen.
Hierbei muss das durchführende Personal auf einen exakt waagerechten Boden und eine korrekte Kalibrierung achten. Außerdem sollte sich der Fahrer oder die Fahrerin im Fahrzeug befinden und der Kraftstofftank für die Hälfte der Renndistanz gefüllt sein. Dadurch wird versucht, die Bedingungen während eines Rennens näherungsweise zu simulieren. Aus den einzelnen Radlasten können durch die Addition die entsprechende Achslast sowie das Gesamtgewicht ermittelt werden. Achslastwaagen eignen sich sowohl für dynamische als auch für stationäre Messungen, im Rennsport erfolgt die tatsächliche Messung aufgrund der höheren Präzision in der Regel statisch.
Aus den Messwerten ist häufig ersichtlich, dass eine ungleiche Aufteilung der Radlasten von rechts nach links und von vorne nach hinten vorliegt. Ein solches Ergebnis kommt durch die Einbaulage von Motor und Getriebe, Tank und Nebenaggregaten wie dem Kühler zustande und kann sich nachteilig auf das Kurvenverhalten des Fahrzeugs auswirken. Falls möglich, werden daher oft Zusatzgewichte an strategisch günstigen Stellen im Fahrzeug platziert, um das Mindestgewicht zu erreichen und eventuelle Ungleichheiten in der Gewichtsverteilung anzupassen. Ist das Auto dann vorne immer noch schwerer als hinten (oder bei Fahrzeugen mit Motor im Heck umgekehrt), lässt sich dies mit Blick auf das Fahrverhalten bis zu einem gewissen Grad mit Anpassungen an der Fahrzeugabstimmung kompensieren.
Neben dem Einsatz der Wägetechnik im Motorsport ist es vor allem bei sportlichen Straßenfahrzeugen sinnvoll, die Einstellung der Radlasten überkreuzt zu messen, also das Verhältnis der Radlasten vorne links zu hinten rechts und vorne rechts zu hinten links. Dieses sollte möglichst gleichmäßig sein, denn so stabilisiert sich automatisch das Fahrverhalten, vor allem unter Last, also beim Beschleunigen, Bremsen oder beim Auftreten von Querbeschleunigung und plötzlichen Lenkbewegungen. Das erhöht die Sicherheit auf der Rennstrecke und die Sicherheit im Straßenverkehr.
Headerbild: © Shutterstock/DigitalPen
Häufig gestellte Fragen zum Thema “Wägetechnik im Motorsport”
Warum werden im Motorsport Waagen benötigt?
Wägetechnik spielt im Motorsport eine wichtige Rolle bei der Abstimmung und der technischen Prüfung eines Fahrzeugs. Mithilfe moderner Radlastwaagen lassen sich beispielsweise Rad- und Achslastgewichte, das Gesamtgewicht des Fahrzeugs sowie aus diesen Daten der Schwerpunkt bestimmen. Auch andere Wägesysteme, die das Komponentengewicht grammgenau messen können, sind für die technische Abnahme und Kontrolle vor und nach dem Rennen von entscheidender Bedeutung.
Gibt es Besonderheiten beim Wiegen im Motorsport
Speziell am Einsatz der Wägetechnik im Motorsport ist sicherlich, wie stark das Gewicht die mögliche Performance in Form von Fahrverhalten und Rundenzeiten beeinflusst. Schnelle Messergebnisse für die Entscheidungsfindung und die Optimierung von Abläufen an einem Rennwochenende oder selbst an einem Trackday sind wichtige Attribute der für diesen Zweck verwendeten Waagen.
Wann wird ein Auto während eines Rennwochenendes gewogen?
Ein Rennauto wird während eines Rennwochenendes mehrfach gewogen, unter anderem bei der technischen Abnahme und bei der Kontrolle nach dem Rennen. Dazu kommen diverse Messungen im Verlauf des Wochenendes. Auch der Rennfahrer selbst muss sich mindestens nach dem Rennen wiegen, um das Gewicht von Fahrer und Auto bestimmen zu können. Je nach Rennlänge verlieren Piloten einige Kilogramm an Gewicht, hauptsächlich durch Flüssigkeitsverlust.
Wie genau sind Radlastwaagen?
Radlastwaagen im Motorsport müssen sehr genau messen, um auch kleinere Gewichtsunterschiede feststellen zu können – immerhin liegt hier möglicherweise der Unterschied zwischen der Legalität und Illegalität eines Fahrzeugs. Zu diesem Zweck werden Radlastwaagen in internationalen Rennserien für jeden Ort neu kalibriert, denn je nach Höhe über dem Meeresspiegel und Schwerkraft können hier Gewichtsunterschiede von mehreren Kilogramm ausgegeben werden.